Seit Ewigkeiten wollte ich mal was zum bedingungslosen Grundeinkommen schreiben.
Heute gibt es dazu ein paar Gedanken und Geschichten, aus Anlaß einer Blogparade.
(OT*: Veranstalterin Eva Ihnenfeldt hat mich mit diesem Artikel davon überzeugt, daß ich sehr gerne an einer von ihr veranstalteten Blogparade teilnehme.)
Aktivistinnen, die für das BGE eintreten, haben mir erzählt, daß die erste Reaktion auf die Idee standardmäßig ist: „Dann arbeitet ja niemand mehr!“
Daher verstehe ich es, wenn Befürworterinnen auch zuerst auf diesen Aspekt eingehen, und dieselbe Frage stellen wie auch diese Blogparade:
Was würdest Du tun, wenn es das bedingungslose Grundeinkommen gäbe in Deutschland – ohne Wenn und Aber, einfach als „Recht auf ein Leben in existenzieller Sorglosigkeit“.
Als mir diese Frage 2011 gestellt wurde, habe ich richtig intensiv darüber nachgedacht.
Normalerweise schaut man ja zuerst, welche Möglichkeiten es gibt, man schaut sich Stellenannoncen oder Ausbildungsangebote an und überlegt dann, was davon man machen möchte.
Jedenfalls als Erwerbslose.
Zu tun gibt es natürlich genug, nur es gibt eben nicht unbedingt Geld dafür. Bedürfnisse, auch die dringlichsten, gehen sogar sehr oft nicht mit Kaufkraft einher.
Im Prinzip war mir auch vorher schon klar, daß man am Besten erstmal beides getrennt betrachtet.
Aber erst die Vorstellung vom bedingungslosen Grundeinkommen hat es mir ermöglicht, mich richtig da reinzudenken, und dann auch die Konsequenz zu ziehen: Was ich im Falle eines BGE tun wollen würde, will ich in jedem Fall tun.
Und tue es auch seitdem, auch gegen große Widerstände.
Ich nenne es: Geistiges BGE.
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, leg sie beiseite und iß Deine Bratwurst weiter.**
Etwas später hieß es in Teilen der Grundeinkommensbewegung, im Iran gäbe es jetzt das BGE.
Schien mir etwas überraschend.
Als ich mich mal länger mit jemand aus dem Iran unterhielt, befragte ich ihn näher dazu.
Oh ja, im Iran gäbe es ein bedingungsloses Grundeinkommen, sagte mir mein Gesprächspartner.
In welcher Höhe? Nun ja, vor der Einführung des BGE sei der Brotpreis subventioniert gewesen. Damit niemand hungern müsse. Diese Subvention sei mit Einführung des BGE weggefallen. Der Brotpreis sei sehr gestiegen. Das BGE sei viel niedriger als die Differenz des jetzigen Brotpreises zum früheren.
Und ob alle das BGE bekämen? Ja, alle könnten es beantragen, aber nur wenige würden es tun, denn wer einen Antrag stelle, sei etwa wie hier Hartz-IV-Beziehende.
Aus dieser Geschichte habe ich geschlossen, daß man mit dem BGE gerade genausoviel Schindluder treiben kann wie ohne.
Wenn ich sage „Ich will ein BGE“, dann habe ich genau gar nichts darüber gesagt, wie ich vom Staat oder vom Arbeitgeber behandelt werden, oder wie ich leben will.
Und ich halte es für unverzichtbar, nicht nur zu sagen, was ich will, sondern auch, zu benennen, was dabei im Weg steht.
Wenn ich mehr Geld will als in Hartz IV, dann wird jemand anders weniger haben.
Und ich will ganz bestimmt nicht, daß das der Krankenpfleger oder die Leiharbeiterin ist.
62 Personen besitzen so viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung.
Diese Leute werden ihr Geld nicht einfach so herausrücken, so dumm uns diese Einstellung auch erscheinen mag.
Wir befinden uns mitten in einem existenziellen Verteilungskonflikt, denn Armut tötet. Auch die Art von Armut, die in den reichen Ländern weit verbreitet ist.
Die BGE-Bewegung steht für die Hoffnung, daß dieser Konflikt irgendwie weggeht, wenn man ihn nur lange genug ignoriert.
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* OT heißt Off Topic. Die kleine Passage gehört nicht so wirklich zum Thema.
** Das habe ich aufgeschnappt, okay?
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